Dienstag, 08.10.2019

Abschließende Gedanken

Willkommen zurück auf meinem Blog!

Nun bin ich schon wieder über einen Monat in Deutschland. Am 28. August habe ich Brasilien verlassen und mich auf den Rückweg gemacht.

Die letzte Zeit in Juruti Velho war noch einmal sehr schön! Ich habe viele Freunde besucht, war jagen, habe Pfeil und Bogen schießen gelernt und das „Festival da mandioca“ im Dorf mitgefeiert. Im vergangenen Jahr sind wir genau zum zweiten Tag des Festivals in Juruti Velho angekommen. Seitdem hatte ich den Wunsch 2019 selbst dabei mitzuwirken und zu tanzen.

So haben also Wochen vorher schon die Proben angefangen, zu denen extra ein Choreograf aus der Stadt Juruti kam. Beim Festival haben wir dann einen Indianertanz aufgeführt, der durch diverse Sprünge und Akrobatikkunststücke mit Stricken und Bambusstäben gar nicht mal so ungefährlich war.
Auch mit den Kindern vom Nucleo habe ich noch einmal einen letzten deutschen Tanz aufgeführt.

Es war wirklich ein schöner Abschluss für meine Zeit in Brasilien und durch das Festival hat sich der Jahreskreis schön geschlossen.

Eindrücke vom Indianertanz Eindrücke vom IndianertanzMein letzter Tanz mit den Kindern vom Nucleo

Jetzt bin ich also wieder in Deutschland, wo in der ersten Zeit auch ziemlich viel los war. Deshalb tat das Rückkehrerseminar mit den anderen Freiwilligen vom BDKJ Würzburg und Bamberg sehr gut, um zur Ruhe zu kommen und das vergangene Jahr zu reflektieren. Durch den Austausch mit den anderen habe ich mich noch einmal bewusst mit meinem Weltwärts-Jahr befasst

Der Aussendegottesdienst vor unserem Einsatz behandelte folgenden Text:

Führe du mich hinaus ins Weite, Gott, und mach meine Finsternis hell.
Zeige mir den Ort, an dem du mich brauchst,
meine Begabungen und Fähigkeiten, meine Liebe, mein Dasein.

Führe mich in die Weite, Gott, zu der Vielfalt von Menschen und Kulturen.
Zeig dich in ihren Traditionen, Gesängen, Tänzen und Geschichten.
Sei dabei, wo wir einander begegnen.
Sei du der deutende Dritte, wenn wir miteinander sprechen
über Freude und Leid, Glaube und Zweifel, über dich.

Führe du uns in der Weite, Gott, und darüber hinaus.
Amen

Ich ging in die Weite und erlebte so viel, was mich für mein Leben bereichert hat und ich bin sehr dankbar diese Chance bekommen zu haben! Als ich ausgesandt wurde dachte ich, der Ort, von dem im Text die Rede ist, sei die Weite. Beim Rückkehrerseminar wurde mir klar, dass es für mich aber die Nähe ist. Ich ging also ins Weite – nach Brasilien – um mir bewusst zu werden, dass der Ort, wo ich meine Begabungen und Fähigkeiten am besten einsetzen kann, hier ist. Ich möchte aber nicht, dass das falsch verstanden wird. Ich konnte mich und meine Ideen auch in Brasilien wirklich gut einbringen und habe in Jugend- und Tanzgruppen mitgewirkt. Trotzdem spüre ich jetzt gerade sehr stark, wie ich mit neuem Aktionismus meinen „alten“ Hobbys nachgehe und wie gerne ich meine Energie beispielsweise in die Ministrantenarbeit hier in meinem Dorf stecke.

Natürlich vermisse ich Brasilien trotzdem sehr. Deshalb ist es schön, dass ich zumindest für ein Jahr noch ein bisschen Brasilien an meiner Seite haben werde. Denn zwei Jugendliche aus den Nachbargemeinden von Juruti Velho werden nun ein Freiwilligendienst in Würzburg absolvieren.

Am Ende des Rückkehrerseminars wurde betont, dass unser Freiwilligendienst mit dem Ende unseres Auslandeinsatzes nicht aufhört, sondern weiter geht. Und genau darauf freue ich mich jetzt!

Mit diesem Gedanken möchte ich schließen und mich bei euch für euer Interesse und eure Anteilnahme bedanken! Vielen Dank!

Eure Anna

Dienstag, 23.07.2019

Reisen

Hallihallo, hier bin ich wieder!

Es ist schon ein bisschen her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe. So viel ist in der Zwischenzeit aber gar nicht passiert. Es wurde Muttertag gefeiert (wesentlich ausgiebiger als in Deutschland) und es waren ein paar Tanzaufführungen. Ansonsten hat der Alltag seinen Lauf genommen…

Meine Zeit in Brasilien neigt sich so langsam dem Ende entgegen, weshalb ich die letzten drei Wochen genutzt habe, um nochmal ein bisschen vom Land kennenzulernen.

Vorab möchte ich erzählen, dass es ziemlich cool ist in einem Land zu reisen, in dem man die Sprache spricht und sich normal verständigen kann. Man kann sich mit den Leuten vor Ort austauschen und somit nochmal ganz andere Seiten kennenlernen.
Natürlich sehe ich aber nicht so wie eine typische Brasilianerin aus, weshalb öfter auf der Reise davon ausgegangen wurde, dass ich nicht Portugiesisch spreche. Aus dieser Annahme entstehen lustige Situationen, in denen Sachen zum Vorschein kommen, die nicht für mein Ohr bestimmt sind.
Interessant war auch, dass mich während der Reise viele Brasilianer über das Leben am Amazonas ausgefragt haben. Sich also von einer Ausländerin das Leben in einer Region im eigenen Land erklären ließen. Die Brasilianer die ich traf gehörten zwar eher zur reichereren Schicht, die die Möglichkeit zum Reisen hat, aber an den Amazonas kommen dann doch nicht so viele.

Aber nun zu meiner Reise:

Zuerst hat es mich nach Parintins verschlagen, wo Ende Juni das „Festival do boi“ stattgefunden hat. Dies ist eins der größten Festivals Brasiliens, welches sich um die Geschichte des Landes bzw. Amazoniens dreht. Mit Musik und Tanz werden die verschiedensten Triebe und Stämme dargestellt.



Danach ging es für mich nach Belem, wo ich mich mit zwei anderen deutschen Freiwilligen getroffen habe. In Belem haben wir unter anderem den berühmten Markt „Ver-o-peso“ besucht. Nebenan verkaufen die sogenannten „Hexen“ bunte Flüssigkeiten, die Geld, Liebe, Haare und alles was man sich vorstellen kann herbeitreiben sollen.

In der Nähe von Belem liegt die größte Insel Brasiliens, die „ilha de marajó“, auch Büffelinsel genannt. Auf ihr haben wir ein paar Tage verbracht um Natur und Strand zu genießen.

Daraufhin sind wir nach São Luís gefahren. Die Stadt wirkte sehr charmant und ruhig, hatte aber trotzdem erstaunlich viel zu bieten. Besonders die schöne Altstadt hat es mir angetan.

Zum krönenden Abschluss fuhren wir in den Nationalpark „Lençóis Maranhenses“, welcher aus Dünenlandschaften und Seen besteht. Als ich so alleine umgeben von beeindruckenden Sandlandschaften so vor mich hinlief, überkam mich eine riesige Dankbarkeit, das und so viel mehr hier erleben zu dürfen!

Mit diesem Gefühl ging ich wieder zurück nach Juruti Velho, wo ich nun meine letzten fünf Wochen verbringen werde, bevor es für mich schon wieder zurück nach Deutschland geht.

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Eure Anna

Donnerstag, 02.05.2019

Ostern

Am Mittwoch vor Ostern fingen bei uns die Festlichkeiten an.

Im Nucleo wurde mit den Kindern das letzte Abendmahl mit der Fußwaschung nachgespielt. Davor wurde noch über die Bedeutung dieses Abendmahls gesprochen.

Der Karfreitag begann dann sehr früh. Um 5 Uhr morgens machten wir uns auf dem Weg zu einem Kreuzweg, der durchs Dorf ging und bei dem die einzelnen Stationen nachgespielt wurden.

Am Abend folgte dann das große Highlight - die Passionsspiele, welche von der Dorfjugend organisiert wurden. Auch ich habe als Teil des Volkes und eine der weinenden Frauen mitgespielt. Die jährlichen Passionsspiele fanden dieses Jahr zum ersten Mal auch auf der Straße statt, sodass das Publikum auch zum Volk in der Passion wurde. Es war sehr mitreisend gestaltet. Die Geißelung vielleicht auch etwas zu mitreisend, wie manche behaupten würden. Alles in allem war es aber sehr gelungen und es war toll ein Teil davon sein zu dürfen.

Die Osternacht am Samstagabend glich sehr der Osternacht wie ich sie aus meinem Dorf kenne. Sogar die Melodien einiger Gesänge des Priesters bzw. Antwortgesänge waren die gleichen.

Am Sonntagmorgen fand dann eine Prozession durchs Dorf statt, welche mit dem Ostergottesdienst endete.

So war die heilige Woche bei uns. Ich hoffe, dass ihr vor allem durch die Bilder einen kleinen Einblick bekommen habt.

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Eure Anna

 

Sonntag, 24.03.2019

Carna Cristo in Juruti Velho

Am zweiten März fand in Juruti Velho der kirchliche Karneval statt, welcher „Carna Cristo“ genannt wird. Dieser wird vorwiegend für die Jugendlichen, aber auch für die Kinder und Familien - eigentlich für alle Altersgruppen der Pfarreiengemeinschaft veranstaltet. Deshalb ist der Teilnehmerkreis bunt gemischt und es sind sehr viele Leute anwesend, ob zum Mittanzen oder zum Zuschauen…

Schon Wochen vorher haben die Vorbereitungen dafür angefangen. Wir haben uns Choreografien ausgedacht und Tänze einstudiert. So gut wie jeden Tag wurde geübt, bis endlich der große Tag da war.

Angefangen hat der „Carna Cristo“ für die Jugendlichen in und um Juruti Velho schon am Nachmittag. Es wurden Vorträge gehalten zur diesjährigen Fastenaktion, welche unter dem Motto „Franternidade e políticas públicas“ (Brüderlichkeit und öffentliche Politik) steht.

Im Anschluss darauf folgte am frühen Abend eine Prozession durchs Dorf, welche mit animierender Musik begleitet wurde. Die Prozession endete am „Quadra“, wo danach ein Gottesdienst gehalten wurde. Nach brasilianischem Brauch durfte ich dabei die Bibel reintanzen.

Der Gottesdienst Der Tanz mit der Bibel 

Nach dem Gottesdienst ging alles sehr schnell. Die Stühle wurden auf die Seite geräumt und es wurde Musik zum Tanzen angemacht. Mal sind wir alle einfach nur wie wild durch die Gegend gesprungen, mal wurde eine mehr oder weniger organisierte Polonäse oder ein Ringelrein gemacht. Danach folgten Tanzaufführungen, zum Beispiel auch von meiner Arbeit, dem Núcleo und der Jugendgruppe „Jufra“. Mit der zweiten Jugendgruppe, in die ich gehe, „Santa Clara“, haben wir einen Flashmob gemacht und den ganzen „Quadra“ zum Tanzen animiert. Sogar der Pfarrer hat mitgemacht! Als alle Tänze vorbei waren folgten noch drei Bands. Auf deren Musik wurde entweder wieder frei getanzt oder vorne haben ein paar Leute Bewegungen gemacht, die wir alle nachgemacht haben.

Die Tanzaufführung des Núcleos  

Es war ein sehr unbeschwerter Abend und das Tanzen und Hüpfen mit den Leuten aus dem Dorf hat wahnsinnigen Spaß gemacht, auch wenn es tatsächlich ordentlich auf die Pumpe ging…

Fotopause während des Tanzens

Der Karneval hier in Juruti Velho war, auch wenn er vielleicht nicht dem typischen brasilianischen Karneval glich, echt toll und es war schön, sich das nicht nur anzuschauen, sondern mittendrin dabei zu sein.

Jetzt sind die vielen Proben für „Carna Cristo“ zwar vorbei, doch schon haben die Nächsten begonnen… Ostern und damit die Passionsspiele stehen an, wovon ich dann wieder berichten werde…

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Eure Anna

 

Mittwoch, 06.02.2019

Reisemonat Januar

Da im Januar Ferien waren und ein Seminar mit weiteren deutschen „weltwärts“-Freiwilligen anstand, hat sich dieser Monat gut zum Reisen angeboten.

Aus diesem Grund sind wir Anfang Januar zusammen mit zwei anderen Freiwilligen in den Nationalpark „Chapada Diamantina“ aufgebrochen. Dort haben wir unter anderem eine dreitägige Tour durch den Nationalpark gemacht. Es war herrlich durch die Natur zu wandern. Auch wenn es teilweise schwierig war, wurden alle Anstrengungen mit einer guten Aussicht belohnt. Abgesehen davon, herrschte eine ganz besondere Stimmung im Nationalpark. Ob auf dem Weg oder in der Hütte, die Leute waren cool drauf und man hat sich auf allen möglichen Sprachen unterhalten können. Es war auch interessant zu sehen, dass unser Portugiesisch mittlerweile sogar ausreicht, um sich mit spanischsprechenden Personen unterhalten zu können. Generell kann ich sagen, dass sowohl das Wandern und Klettern, als auch die ganzen Erlebnisse drum herum tolle Erfahrungen für mich waren!

Unsere Gruppe: Flo, Nico, Ich und Jakob Einblick in die Aussichten des Nationalparks Einblick in die Aussichten des Nationalparks Einblick in die Aussichten des Nationalparks Blick nach unten Dominospielerunde am Abend

Als unsere Zeit im „Chapada Diamantina“ Nationalpark vorbei war, ging es für uns zum Seminar, welches etwas außerhalb von Salvador stattfand. Dort haben wir eigene Erfahrungen und Geschichten ausgetauscht und dadurch viel voneinander gelernt. Es war interessant von den anderen Einsatzstellen und Orten zu hören und Ähnlichkeiten oder Unterschiede zum eigenen Alltag hier in Brasilien festzustellen. Auch gab es Einheiten, in denen man sich intensiv mit sich selber auseinandersetzen oder in Kleingruppen persönliche Gespräche führen sollte. Diese Art des Arbeitens hat wirklich Spaß gemacht und es wurde für mich dabei teilweise ein Licht auf neue Blickwinkel geworfen.
An einem Abend durften wir auf freiwilliger Basis die afroamerikansiche Religion „Candomblé“ besuchen und bei einem Ritus teilnehmen, für den man sich ganz in weiß einkleiden sollte. Durch rituelle Tänze sind die Anhänger dieser Religion in Trance verfallen, welche sehr lange anhielt. Für uns alle war es die erste Berührung mit einer solchen Religion, weshalb wir danach reichlich Austauschbedarf hatten.
Außerdem hatten wir einen Ausflugstag, den wir vormittags am Strand, welcher gleich vor dem Seminargelände lag, und nachmittags in Salvador verbracht haben. Den Abend in Salvador haben wir dann mit Caipirinha, Livemusik und Tanz ausklingen lassen.
Auch die Zeit des Seminars war sehr bereichernd und ich habe es sehr genossen andere „Gleichgesinnte“ kennenzulernen, mit denen man sich auch in Zukunft noch austauschen kann.

Ausflug nach Salvador

Als das Seminar vorbei war ging es für Flo, Nico und mich noch nach Rio de Janeiro. Dort haben wir uns das Zentrum und die Stadtteile Lapa und St. Theresa angeschaut, waren auf einem Hippiemarkt, haben den Corcovado bis zum Cristo Redentor bestiegen und sind so weit es ging den Zuckerhut hochgewandert. Zum Ausruhen waren wir dann gelegentlich an der Cobacabana oder in Ipanema baden. Außerdem haben wir uns noch ein Fußballspiel im Maracana-Stadion angeschaut, waren im „Museu do amanha“ (Museum von morgen) und im AquaRio. Abends haben wir teilweise die Sambakultur in Lapa oder Pedro do Sal miterlebt. Am letzten Tag sind wir dann mit der Fähre nach Niterói gefahren, von wo aus man eine tolle Sicht auf Rio hat und haben den letzten Abend dort am Strand ausklingen lassen.
Es gibt viele Leute, die sagen, dass Rio eine der schönsten Städte der Welt ist. Dem kann ich zustimmen, allerdings gilt das nur für Rio von oben. Rio von oben ist so vielseitig. Diese Mischung zwischen Bergen, Bäumen, Strand, Meer und Infrastruktur ist sehr beeindruckend. Und über allem steht der Christus und passt auf. Es war wirklich schön das erleben zu dürfen!

Auf dem Corcovado dem Christus ganz nahe Ausblick vom Corcovado Ausblick vom Zuckerhut    Überfüllte Straßen mit tanzenden Menschen in Pedro do Sal Blick nach Rio am letzten Abend

Ich bin sehr dankbar für die ganzen Eindrücke des vergangenen Monats. Nun freue ich mich aber auch wieder zu Hause in Juruti Velho zu sein, wo sich so langsam der Alltag einpendelt. 

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Eure Anna

 

Sonntag, 30.12.2018

Weihnachten

Die letzte Woche vor Weihnachten glich sehr der Vorweihnachtszeit in Deutschland. Neben Weihnachtsfeiern und Krippenspielen standen auch entsprechende Vorbereitungen auf dem Programm. Nachdem die Weihnachtsfeier der Jugendgruppe Santa Clara durch Forró-Tanz und entsprechender Musik eher einem kleinen Fest glich, war ich froh, dass die Weihnachtsfeier der Mitarbeiter des Núcleos doch sehr weihnachtlich war. Außerdem stand noch das Weihnachtsmusical der Kinder des Núcleos an. Eröffnet wurde das mit einem Lichtertanz auf ein deutsches Weihnachtslied. Danach folgte die Weihnachtsgeschichte, welche von den Kindern vorgespielt und gesungen wurde. Ein weiterer Tanz beendete den Abend. Im Kindergottesdienst am 22. Dezember wurde ebenfalls ein kleines Krippenspiel aufgeführt.

Einige Mitarbeiter bei der Weihnachtsfeier vor der Krippe. Vorbereitungen für den Lichtertanz. Die Kerzen haben wir vorher aus Teelichtern und PET-Flaschen gebastelt.

Der 24. Dezember war vorerst wie ein normaler Tag. Mittags habe ich mit einigen Mittarbeitern des Núcleos Lebensmittel an zwei Familien verteilt, die in der Adventszeit im Núcleo gesammelt wurden. Ich finde das eine sehr schöne Geste des Zusammenhalts und die Freude der Familien hat das bestätigt. Der Heiligabend fing dann mit einem kurzen Gebet im Gebetsraum der Schwestern an. Nachdem „Stille Nacht“ gesungen wurde, folgte das Abendessen. Danach die Christmette, in der das Evangelium von der Gemeindejugend vorgespielt wurde. Mit Plätzchen, Christstollen und Weihnachtsliedern haben wir dann den Abend ausklingen lassen.

Beim Lebensmittelverteilen. Einblick in unseren Heiligabend.

Nun steht noch die Jahreswende an, bevor es für mich auf das Zwischenseminar und auf Reisen geht.

Alles Gute für 2019!

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Eure Anna

Samstag, 15.12.2018

Advent

Schon vor meiner Abreise habe ich mir überlegt, wie Weihnachten in Brasilien wohl für mich sein wird. Ich dachte, dass eventuell etwas Heimweh aufkommen könnte, da ich die Advents- und Weihnachtszeit in Deutschland sehr mag. Jetzt kann ich sagen, dass das zum Glück nicht der Fall ist, auch wenn es dieses Jahr für mich eine ganz andere Vorbereitung auf Weihnachten ist.

Man bekommt hier natürlich schon mit, dass das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Wir üben im Núcleo schon lange für die Weihnachtsfeier, über Wichtelgeschenke muss man sich Gedanken machen und auf dem Adventskranz in der Kirche brennt jede Woche eine Kerze mehr. Um ein bisschen deutschen Advent nach Brasilien zu holen, habe ich mit den Kindern Plätzchen gebacken. Und trotzdem realisiert mein Kopf noch nicht so ganz, dass es schon Dezember und bald Heiligabend ist... Das kann zum einen daran liegen, dass ich dieses Jahr anstatt auf Weihnachtsmärkte auf Tanzfeste an diversen Stränden gehe oder dass Weihnachten hier einfach eine andere Rolle als in Deutschland einnimmt.

Letztendlich ist es auf jeden Fall eine neue Erfahrung für mich und ich bin froh und dankbar, mal ein ganz anderes Weihnachtsfest erleben zu dürfen. Ich bin gespannt wie die Weihnachtsfeiern und Weihnachtstage werden und werde natürlich früher oder später davon berichten.

Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mich einmal bei den Spendern und allen zu bedanken, die den Blog lesen und sich für unser Jahr in Brasilien Interessieren. Vielen Dank für jede Art der Unterstützung!

Nun wünsche ich euch ein schönes Weihnachtsfest – Feliz Natal!

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Eure Anna

Jede Kerze auf dem Adventskranz hat eine andere Farbe und Bedeutung. Innerhalb der Kindermesse wird jeden Samstag die neue Kerze feierlich in die Kirche getragen.     Auch die Beleuchtung am Haus der Nachbarn erinnert daran, dass bald Weihnachten ist.     Beim Plätzchenbacken im Núcleo - jeweils in Zweier- oder Dreiergruppen.

Samstag, 03.11.2018

Nossa Senhora da Saúde

Bereits am Sonntag vor dem Fest der „Nossa Senhora da Saúde“ haben wir zusammen mit der Pfarrjugend den Platz vor der Kirche mit Girlanden geschmückt.

Bei den Vorbereitungen fürs Fest.

Am Montagnachmittag bin ich dann zusammen mit ein paar Jugendlichen mit dem Boot in eine Nachbargemeinde gefahren um dort die Marienstatue abzugeben.

In der Mitte: Nossa Senhora da Saúde

Begonnen hat das Fest dann am Dienstag, den 23. Oktober. Gegen Abend sind einige Boote in die genannte Nachbargemeinde gefahren, um die Madonna dort in Empfang zu nehmen. Mit dem Boot, auf dem ich war, wurde die Marienstatue nach Juruti Velho gebracht. Mit E-Gitarre, Trommeln und lauter Stimme haben Alt und Jung Marienlieder gesungen (die hier sehr mitreisend sind) und haben getanzt. Es war so eine tolle Atmosphäre… Am Ufer von Juruti Velho wurde die Madonna dann von viele Laternen im Wasser empfangen. Das ganze Ufer hat richtig geleuchtet. Außerdem haben viele Leute gewartet und es gab eine kleine Prozession zur Kirche und danach eine Messe auf dem Kirchenplatz.

Das leuchtende Ufer.

Dann folgte auch schon das Abendprogramm, was sich an den darauffolgenden Abenden wiederholte….
Nach den Gottesdiensten waren jeweils Versteigerungen, welche von Tänzen, Musikaufführungen oder kleinen Theaterstücken unterbrochen wurden. Der Abschluss jedes Abends war ein Bingo.
Bereits am ersten Tag des Festes hatte ich eine Tanzaufführung, welche total viel Spaß machte.

Die Tanzgruppe der 'Jufra'.

Jeden Abend war eine andere Gruppe verantwortlich für das Fest. Deshalb waren wir vom Núcleo auch einmal zusammen mit dem Kindergarten die Verantwortlichen. Wir haben den Gottesdienst gestalten, es gab Musikaufführungen und drei Tänze, bei denen ich auch jeweils mitgetanzt habe. Der Tanz auf "Hulapalu", den ich einstudiert habe, ist total gut angekommen und nun trällern noch mehr Leute den Refrain dieses Liedes.

Nahezu alle Kinder des Núcleos tanzten mit.

Der krönende Abschluss des Festes war dann am Donnerstag, den 1. November. Frühs gab es schon ein Kinderbingo und einen Wettlauf. Der Abend hat dann mit einer Prozession durchs Dorf begonnen. Danach folgte wieder ein Gottesdienst auf dem Kirchenplatz. Da es der letzte Tag und auch der Haupttag war, waren dieses Mal auch viele Leute aus den Nachbargemeinden da.

Mit Ballons und lautem Gesang wurde die Marienstatue durch das Dorf getragen.Während der Messe...

Das Abendprogramm war dann wie immer und ich habe auch wieder getanzt. Beeindruckt hat mich, dass wir bevor es losging alle zusammen in einem Kreis ein „Vater unser“ gesprochen haben. Was vielleicht auch noch interessant ist: Die Musik, auf die wir getanzt haben, war ein „Ave Maria“ auf schnelle und fetzige Musik. So etwas wäre in Deutschland unvorstellbar, glaube ich… Da dieser Tanz sowieso mein Lieblingstanz war, hatte ich sehr viel Spaß bei unserem Auftritt und danach waren wir alle sehr euphorisiert, weil alles so gut geklappt hat.

  Ein paar Ausschnitte der Choreografie...

Generell kann ich sagen, dass die Festwoche eine tolle Zeit für mich war. Jeden Abend war ich dort und habe Bingo gespielt (leider nie gewonnen). Cool war, dass immer irgendwo Leute waren, die ich von den Tanz- oder Jugendgruppen oder über andere Leute kannte und mit denen ich dann meinen Abend verbracht habe. Es war wirklich sehr schön!

Viele sonnig-warme Grüße in das mittlerweile kalte Deutschland.

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Eure Anna

 

Samstag, 20.10.2018

Die Ereignisse des letzten Monats

Ein Monat ist vergangen, seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe…

In der Zwischenzeit ist die Arbeit im Núcleo zur Routine geworden. Mit meiner Flötengruppe studiere ich zwei Lieder für das Patroziniumfest ein. Eines davon ist „Herr du bist mein Leben“, welches es auch hier auf Portugiesisch gibt. Besonders viel Spaß macht mir auch das Tanzen im Núcleo. Neben den zwei brasilianischen Tänzen, die von anderen Betreuern einstudiert wurden, tanze ich mit den Kindern eine Choreografie auf das in Deutschland populäre Lied „Hulapalu“ (hier auch „Babalu“ genannt). Das kommt total gut bei den Kindern an und teilweise werde ich jetzt auf der Straße von ihnen nicht mehr mit einem landestypischen „Oi“ begrüßt, sondern mit „Hodi odi ohh di ho di eh“ (Refrain von Hulapalu).

Erschöpft, aber gut gelaunt nach dem Tanzen.

Neben dem Tanzen im Núcleo bin ich mittlerweile in zwei Tanzgruppen, in denen wir auch Tänze für das Fest einüben. Außerdem findet Samstagabends meist eine Jugendgruppe statt, bei der ich jetzt auch schon öfter war. Dadurch finde ich schnell Anschluss und Jugendliche, mit denen ich mich unterhalten kann. Es ist wirklich schön, wie viele Menschen ich hier jetzt schon kenne bzw. wie viele Menschen mich jetzt schon kennen. In den Tanzgruppen und auch in der Jugendgruppe sind immer Leute, mit denen ich Spaß habe, die mir das Gesagte nochmal langsam erklären und mich miteinbeziehen. Das ist wirklich toll und ich bin sehr dankbar, dass ich das so erfahren darf!

Ansonsten haben wir einmal mit unserer Portugiesisch-Lehrerin Brigadeiros gemacht. Diese zählen zu einer der vielen Spezialitäten der brasilianischen Küche.

Ein Gematsche, das sich lohnt.

Außerdem habe ich mich zusammen mit Schwester Nilma und Schwester Irzilinda an indigene Traditionen herangetraut und wir haben uns Tattoos aus dem Saft der Jagua Frucht gemacht. Dieser wird auf der Haut erst nach ein paar Stunden sichtbar. Da wir uns am Abend „tätowiert“ haben, ist bei mir über Nacht leider einiges verlaufen…

Im Tattoostudio. Die Ergebnisse am nächsten Morgen.

Einer der Nachbarn hat mir einen Ring aus einer Nuss der brasilianischen Tucum-Palme gemacht. Diese Ringe tragen hier viele Menschen als Zeichen und Mahnmal der Solidarität mit den Armen. Obwohl ich die ganze Zeit dabei war, während er den Ring gemacht hat, war ich am Ende trotzdem total aus dem Häuschen, was aus der einstigen Nuss geworden ist.

Falls ich meinen Namen mal vergessen sollte, habe ich jetzt eine kleine Gedankenstütze am Finger, wie er anfängt.

Für ein paar Tagen waren wir auch mit Schwester Joanita in Óbidos, da sie als Franziskanerin von Maria Stern Veranstaltungen bezüglich des Festtags des Heiligen Franziskus (4. Oktober) besucht hat. Während diesen Veranstaltungen habe ich mir die Stadt ein bisschen angeschaut und kam des Öfteren am „Praça de Sant‘ana“ mit Sant’ana-Kirche und Statue vorbei. Die heilige Anna ist die Patronin der Diözese Óbidos und auch meine Namenspatronin. Gewohnt haben wir im Séminario der Diözese. Deshalb haben wir auch mit Bischof Dom Bernardo beispielsweise zusammen gefrühstückt oder sind mit ihm zu den Messen gefahren.

Bischof Dom Bernado, ich, Jakob und Schwester Joanita

Jetzt vor wenigen Tagen waren wir erst mit Schwester Deca zusammen in Santarém und haben dort ein Saxophon und eine Posaune gekauft. Da es in Juruti Velho schon ein Saxophon und zwei Posaunen gibt, können wir nun bald anfangen diese Instrumente zu unterrichten (Ich: Saxophon, Jakob: Posaune). Darauf freue ich mich schon sehr. Genauso wie auf das Fest der „Nossa Senhora de Saúde“, für das wir schon so lange fleißig üben. Ich werde natürlich davon berichten.

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Eure Anna

Abendliche Stimmung bei einer Bootsfahrt zu einem Fest in einer Nachbargemeinde. Juruti Velho von oben

Samstag, 22.09.2018

Das ist im September so passiert...

Unser „Alltag“ hier sieht aktuell so aus, dass wir vormittags ins Núcleo gehen und nachmittags zwei Stunden Portugiesischunterricht haben. Das Núcleo ist die Einrichtung, in der wir auch zukünftig arbeiten werden. Generell ist es vom Prinzip her ein kostenfreier Hort, für den man sich aber anmelden muss, da die Plätze begrenzt sind. Für die Kinder gibt es im Núcleo ein großes musikalisches und sportliches Angebot. Es wird dort beispielsweise Flöten-, Gitarren- und Keyboardunterricht angeboten, Fußball gespielt, Seil gesprungen, getanzt oder Gesellschaftsspiele gespielt. „Uno“ und „Mensch ärgere dich nicht“ sind dabei heiß begehrt. Zum Farben und Nummern lernen eignet sich das für uns echt gut und auch der Umgang mit den Kindern hilft, schnell die wichtigsten Wörter zu lernen und ich merke langsam einen Fortschritt. Ab nächster Woche sollen Jakob und ich dann auch jeweils eigene Keyboard bzw. Flötengruppen übernehmen, mit denen wir ein Lied für das Patroziniumfest im Oktober einstudieren sollen. Durch die Arbeit im Núcleo lernen wir viele Kinder kennen, die dann bei Spaziergängen durchs Dorf, in der Kirche oder bei abendlichen Veranstaltungen auf uns zu kommen.

So auch bei den Märschen zum Nationalfeiertag am 7. September. Nahezu jeden Abend in dieser Woche ist eine Schule oder der Kindergarten mit der „Banda“ unter einem bestimmten Motto durchs Dorf marschiert. Das Ende war jeweils an der Praça vor der Kirche. Dabei sind wieder etliche Kinder zu uns gekommen und man hatte schon ein bisschen das Gefühl dazu zu gehören.

Die Banda des Kindergartens Die Bailarinas (Ballerinas) einer Schule

Die verschiedenen Bandas der Schulen 

Außerdem haben wir mittlerweile Bekanntschaft mit den Nachbarn gemacht. Diese haben zehn Kinder, von denen acht noch zu Hause wohnen. Sowohl die Kleinen, als auch die Großen gehen offen auf uns zu und wollen mit uns spielen. Das ist sehr schön und erleichtert uns den Anfang hier. So haben wir beispielsweise schon tagsüber mit ihnen Fußball und abends „Schnauz“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Außerdem hatten wir auch schon einen schönen Abend mit ihnen am Strand, wo wir über dem Lagerfeuer bei Gitarrenmusik Fisch gegrillt haben. Im ersten Moment waren Lagerfeuer und Strand für mich zwei Sachen, die in meinem Kopf einfach nicht zusammengehört haben. Aber so rechts von einem die Wellen, links das Lagerfeuer und dazu noch Gitarrenmelodien… Es war einfach eine wunderschöne Atmosphäre.

Beim Fußball spielen mit den Nachbarn am Strand

Anfang September war ich auch noch mit unserem Vorfreiwilligen Felix, unserer Nachbarin Joseli und ihrem Freund auf einem Fest wo typische brasilianische Paartänze getanzt wurden. Es war gut für mich, dass die drei dabei waren, sodass ich mir von ihnen die Schritte zeigen lassen konnte und meine ersten Erfahrungen im brasilianischen Tanzen machen konnte. Ich denke man sieht mir zwar noch stark an, dass ich nicht von hier bin, trotzdem hat das tanzen richtig viel Spaß gemacht und die ersten Grundsteine sind gelegt.

Ein weiteres Highlight für mich war mein erstes Band. Viele Leute hier tragen selbstgemachten Schmuck. Vor allem beliebt sind Armbänder aus Perlen. Als Schwester Fatima aus Santarém zu uns zu Besuch kam, hatte sie für mich einen Brief dabei von zwei der Aspirantinnen, die ich ebenfalls in Santarém kennenlernen durfte. Neben lieben Worten war in dem Umschlag auch ein Armband, was die beiden extra für mich gemacht haben. Mit viel Seife habe ich es dann über die Hand bekommen und trage es seitdem stolz an meinem Handgelenk. 

Mein erstes Band und der Brief aus Santarém

Die letzten Tage hatten wir dann noch Besuch aus Deutschland. Christiane Hetterich, die in der Dienststelle Mission-Entwicklung-Frieden der Diözese Würzburg für Lateinamerika verantwortlich war, hatte zusammen mit ihrem Nachfolger Alexander Sitter ihre Abschiedsreise angetreten. Zusammen mit ihnen durften wir beim Farinha machen zuschauen und waren auf einer brasiliansichen Hochzeit.

Die ganze Familie hilft bei der Farinha-Produktion mit Die einzelnen Zwischenschritte

Eine heiße Angelegenheit zusätzlich zu den hohen Temperaturen hier

Christiane hat sich an ihrem letzten Tag hier in Juruti Velho in der Kirche verabschiedet und Alexander sich vorgestellt. Danach gab es einen kleinen Empfang, mit Tanzeinlagen und Bingo. Das habe ich auch als ein sehr schönes Erlebnis empfunden, da einige ungefähr gleichaltrige Mädchen dabei auf mich zugekommen sind und sich unterhalten wollten. Die Menschen hier sind generell sehr interessiert und wollen mit uns in Kontakt treten. Das erleichtert den Anschluss sehr und ich meine jetzt sagen zu können, hier richtig angekommen zu sein.

Einer der Tänze

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Eure Anna

Viele Grüße aus Juruti Velho

Donnerstag, 06.09.2018

Die ersten Tage

Unsere große Reise begann am Mittwoch, den 29. August. Von Frankfurt aus sind wir um ca. halb elf abends mit einem riesigen, doppelstöckigen Flieger nach Rio de Janeiro geflogen. Von Rio aus sind wir dann weiter nach Belém und von dort nach Santarém geflogen, wo wir am 30 August um ca. halb acht Ortszeit angekommen sind. Dort hat uns Schwester Joanita, die aus Hammelburg stammt, aber schon etliche Jahre in Brasilien lebt, abgeholt.

Die große Reise beginnt... Schwer bepackt am Fluhafen von Belém...

Am Haus der Schwestern in Santarém angekommen, wurden wir dort erst einmal mit einem Lied begrüßt. Unter den Menschen dort waren unter anderem auch einer unserer Vorfreiwilligen, Lukas, der ein paar Stunden später zurück nach Deutschland geflogen ist. Außerdem haben wir dort noch eine Aspirantin kennengelernt, die von Februar 2017 bis Februar 2018 in Fulda gelebt hat und daher Deutsch spricht. Mit ihr und Schwester Joanita sind wir dann am nächsten Morgen wegen unseres Visums zur Polizei gefahren. Danach haben wir uns auf dem Markt Hängematten gekauft und sind gegen 17 Uhr die Fahrt nach Juruti mit dem Hängemattenboot angetreten.

Vorstellen kann man sich das so: Es ist ein kleineres Schiff, in dem überall Haken angebracht sind, an welchen man seine Hängematten aufhängen kann. Es gab dort sogar einen Fernseher. Auch Abendessen und Frühstück wurde angeboten. Angekommen in Juruti sind wir um ca. halb neun in der Früh, was bedeutet, dass wir über Nacht gefahren sind. Ich habe die Fahrt mit dem Hängemattenboot als sehr angenehm aber auch sehr spannend empfunden, da ich mich schon besonders darauf gefreut hatte.

Die Sicht aus meiner Hängematte raus... Ausblick vom Deck des Hängemattenboots...

Auf dem Land angekommen ging es direkt weiter ins nächste Boot, dieses Mal ausnahmsweise ein Schnellboot. Damit fuhren wir dann an einem Fluss entlang durch wunderschöne Natur nach Juruti Velho.

Die Aussicht im Schnellboot...   Der erste Blick auf Juruti Velho...

An diesem Wochenende war dort das „Festival da Mandioca“ – das Fest der Kulturpflanze Mandioca. Wir haben uns am Nachmittag die Wettbewerbe angeschaut, die alle etwas mit Mandioca zu tun hatten. Abends waren dann noch Tänze und Vorführungen.

Der Festplatz...

Am nächsten Tag sind wir mit Felix, unserem anderen Vorfreiwilligen, der noch eine Woche in Juruti Velho ist, und zwei seiner Freunde ans andere Ufer zum Baden gefahren. Es war richtig idyllisch dort und man konnte schön die Seele baumeln lassen.

Generell einen ersten Eindruck zu nennen ist schwierig, da so viel Neues auf einen einprasselt und man das erst einmal verarbeiten und zuordnen muss. Was ich bis jetzt sagen kann, ist, dass es mir hier sehr gut gefällt und ich mich schon darauf freue, wenn ich mich endlich richtig mit den kontaktfreudigen Menschen hier unterhalten kann!

Viele Grüße und bis bald

Eure Anna

Das Gästehaus der Schwestern, in dem wir schlafen... Der Ausblick aus meinem Fenster...

Dienstag, 21.08.2018

Schon aufgeregt?

Ich packe meinen Koffer, und ich nehme mit: Angst? „Schon aufgeregt?“ ist wohl die mir am meisten gestellte Frage der letzten drei Wochen. Natürlich, sage ich dann immer, wie auch nicht. Aber wieso eigentlich? Was bedeutet es, vor einem Jahr Auslandseinsatz zu stehen?

Bald ist es soweit: der Tag der Ausreise naht mit großen Schritten. Viel zu kurz waren die letzten vier Wochen in Deutschland, die To-Do-Liste noch lang. Nervosität oder Hysterie würde jetzt alles schlimmer machen, Ruhe bewahren ist genauso wichtig wie in jeder anderen angespannten Situation auch. Trotzdem behaupten viele in meiner Situation „aufgeregt“ zu sein. Angst ist das nicht, obwohl manche die Phrase „sich aufregen“ erstmal negativ verknüpfen. Was sonst, wenn nicht Angst? Grundsätzlich, sollte ich hier anmerken, besteht überhaupt kein Grund zur Sorge. Die zwei intensiven Vorbereitungsseminare, ergänzt durch die länderspezifische Vorbereitung, waren definitv ausreichend, um mich flächendeckend auf eine ganze Reihe von Ausnahmesituationen vorzubereiten. Vor Ort sowie in Deutschland sind praktisch jederzeit Ansprechpartner verfügbar. Natürlich ist der Weltfreiwilligendienst aber auch ein Sprung ins kalte Wasser: ganz genau weiß keiner von uns, was auf ihn zukommt, trotz aller Vorbereitung. Und auch ganz grundsätzliche Ängste wie Flugangst oder Angst vor gefährlichen Tieren lassen sich nicht einfach wegzaubern. Außerdem: Mit jedem Abschied wächst auch die emotionale Belastung. Ich habe im Juni das Gymnasium verlassen und muss mich von meinen Schulfreunden verabschieden, die sich in meiner Abwesenheit in ganz Deutschland und Europa zerstreuen, um zu studieren. Ständig erwische ich mich in Gedanken, von wem ich mich noch verabschieden möchte, und wen ich möglicherweise übersehen habe. Ein Jahr ist gleichzeitig eine lange Zeit und keine lange Zeit. Es ist wichtig, ordentlich abzuschließen, und nicht Hals über Kopf ins Ausland zu flüchten. Den Kopf freimachen, für etwas neues.

Ich packe also meinen Koffer, und ich nehme mit: Meinen Kopf, inklusive Verstand, in der Hoffnung, dass er mir etwas nützt. Ich möchte und soll Teile meines Wissens weitergeben. Im Gegenzug würde ich gerne neues Wissen aufnehmen. Deswegen packe ich auch ein: Neugierde. Teil der Aufregung ist sicher das Verlangen danach endlich mehr zu erfahren, die Menschen in der Einsatzstelle zu treffen oder das Land zu sehen. Dafür brauche ich: Zeit. Selbstverständlich wird mir die Eingliederung in mein neues Umfeld nicht so leicht fallen wie ich das gerne hätte, mich einzuleben und umzustellen wird Überwindung und Nerven kosten. Trotzdem hoffe ich aber, den Stress und die Hektik der Vorbereitungszeit im Flugzeug hinter mir zu lassen, um mit Ruhe in Brasilien anzukommen.

Ich bin davon überzeugt, dass viele derer, die von sich behaupten, aufgeregt zu sein, nicht ganz unrecht haben. In gewisser Weise ist es Wortklauberei sich darüber zu streiten, was das genau bedeutet, und was nicht. Jeder ist auf eine eigene Weise aufgeregt, ob man sich auf etwas besonderes freut oder gar wegen etwas nervös ist. Vielleicht sind sogar die Menschen, die mich danach fragen, wie aufgeregt ich bin, zusammen genommen aufgeregter als ich. Im Endeffekt kommt es nicht darauf an, wer sich die meisten Haare ausgerissen oder die meisten Tränen vergossen hat. Also schlage ich vor, die Frage „Schon aufgeregt?“ aus dem Sprachgebrauch zu streichen, und nach und nach durch Wichtigeres wie „Auf was freust du dich?“ und „Hast du genug Sonnencreme eingepackt?“ zu ersetzen. Ich packe meinen Koffer, aber der Platz ist begrenzt, alles kann ich nicht einpacken. Aber ich entscheide, was ich mitnehmen will, und was ich lieber zurück­lasse.

 

 

von Jakob