Berichte von 09/2018

Samstag, 22.09.2018

Das ist im September so passiert...

Unser „Alltag“ hier sieht aktuell so aus, dass wir vormittags ins Núcleo gehen und nachmittags zwei Stunden Portugiesischunterricht haben. Das Núcleo ist die Einrichtung, in der wir auch zukünftig arbeiten werden. Generell ist es vom Prinzip her ein kostenfreier Hort, für den man sich aber anmelden muss, da die Plätze begrenzt sind. Für die Kinder gibt es im Núcleo ein großes musikalisches und sportliches Angebot. Es wird dort beispielsweise Flöten-, Gitarren- und Keyboardunterricht angeboten, Fußball gespielt, Seil gesprungen, getanzt oder Gesellschaftsspiele gespielt. „Uno“ und „Mensch ärgere dich nicht“ sind dabei heiß begehrt. Zum Farben und Nummern lernen eignet sich das für uns echt gut und auch der Umgang mit den Kindern hilft, schnell die wichtigsten Wörter zu lernen und ich merke langsam einen Fortschritt. Ab nächster Woche sollen Jakob und ich dann auch jeweils eigene Keyboard bzw. Flötengruppen übernehmen, mit denen wir ein Lied für das Patroziniumfest im Oktober einstudieren sollen. Durch die Arbeit im Núcleo lernen wir viele Kinder kennen, die dann bei Spaziergängen durchs Dorf, in der Kirche oder bei abendlichen Veranstaltungen auf uns zu kommen.

So auch bei den Märschen zum Nationalfeiertag am 7. September. Nahezu jeden Abend in dieser Woche ist eine Schule oder der Kindergarten mit der „Banda“ unter einem bestimmten Motto durchs Dorf marschiert. Das Ende war jeweils an der Praça vor der Kirche. Dabei sind wieder etliche Kinder zu uns gekommen und man hatte schon ein bisschen das Gefühl dazu zu gehören.

Die Banda des Kindergartens Die Bailarinas (Ballerinas) einer Schule

Die verschiedenen Bandas der Schulen 

Außerdem haben wir mittlerweile Bekanntschaft mit den Nachbarn gemacht. Diese haben zehn Kinder, von denen acht noch zu Hause wohnen. Sowohl die Kleinen, als auch die Großen gehen offen auf uns zu und wollen mit uns spielen. Das ist sehr schön und erleichtert uns den Anfang hier. So haben wir beispielsweise schon tagsüber mit ihnen Fußball und abends „Schnauz“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Außerdem hatten wir auch schon einen schönen Abend mit ihnen am Strand, wo wir über dem Lagerfeuer bei Gitarrenmusik Fisch gegrillt haben. Im ersten Moment waren Lagerfeuer und Strand für mich zwei Sachen, die in meinem Kopf einfach nicht zusammengehört haben. Aber so rechts von einem die Wellen, links das Lagerfeuer und dazu noch Gitarrenmelodien… Es war einfach eine wunderschöne Atmosphäre.

Beim Fußball spielen mit den Nachbarn am Strand

Anfang September war ich auch noch mit unserem Vorfreiwilligen Felix, unserer Nachbarin Joseli und ihrem Freund auf einem Fest wo typische brasilianische Paartänze getanzt wurden. Es war gut für mich, dass die drei dabei waren, sodass ich mir von ihnen die Schritte zeigen lassen konnte und meine ersten Erfahrungen im brasilianischen Tanzen machen konnte. Ich denke man sieht mir zwar noch stark an, dass ich nicht von hier bin, trotzdem hat das tanzen richtig viel Spaß gemacht und die ersten Grundsteine sind gelegt.

Ein weiteres Highlight für mich war mein erstes Band. Viele Leute hier tragen selbstgemachten Schmuck. Vor allem beliebt sind Armbänder aus Perlen. Als Schwester Fatima aus Santarém zu uns zu Besuch kam, hatte sie für mich einen Brief dabei von zwei der Aspirantinnen, die ich ebenfalls in Santarém kennenlernen durfte. Neben lieben Worten war in dem Umschlag auch ein Armband, was die beiden extra für mich gemacht haben. Mit viel Seife habe ich es dann über die Hand bekommen und trage es seitdem stolz an meinem Handgelenk. 

Mein erstes Band und der Brief aus Santarém

Die letzten Tage hatten wir dann noch Besuch aus Deutschland. Christiane Hetterich, die in der Dienststelle Mission-Entwicklung-Frieden der Diözese Würzburg für Lateinamerika verantwortlich war, hatte zusammen mit ihrem Nachfolger Alexander Sitter ihre Abschiedsreise angetreten. Zusammen mit ihnen durften wir beim Farinha machen zuschauen und waren auf einer brasiliansichen Hochzeit.

Die ganze Familie hilft bei der Farinha-Produktion mit Die einzelnen Zwischenschritte

Eine heiße Angelegenheit zusätzlich zu den hohen Temperaturen hier

Christiane hat sich an ihrem letzten Tag hier in Juruti Velho in der Kirche verabschiedet und Alexander sich vorgestellt. Danach gab es einen kleinen Empfang, mit Tanzeinlagen und Bingo. Das habe ich auch als ein sehr schönes Erlebnis empfunden, da einige ungefähr gleichaltrige Mädchen dabei auf mich zugekommen sind und sich unterhalten wollten. Die Menschen hier sind generell sehr interessiert und wollen mit uns in Kontakt treten. Das erleichtert den Anschluss sehr und ich meine jetzt sagen zu können, hier richtig angekommen zu sein.

Einer der Tänze

Até logo

Eure Anna

Viele Grüße aus Juruti Velho

Donnerstag, 06.09.2018

Die ersten Tage

Unsere große Reise begann am Mittwoch, den 29. August. Von Frankfurt aus sind wir um ca. halb elf abends mit einem riesigen, doppelstöckigen Flieger nach Rio de Janeiro geflogen. Von Rio aus sind wir dann weiter nach Belém und von dort nach Santarém geflogen, wo wir am 30 August um ca. halb acht Ortszeit angekommen sind. Dort hat uns Schwester Joanita, die aus Hammelburg stammt, aber schon etliche Jahre in Brasilien lebt, abgeholt.

Die große Reise beginnt... Schwer bepackt am Fluhafen von Belém...

Am Haus der Schwestern in Santarém angekommen, wurden wir dort erst einmal mit einem Lied begrüßt. Unter den Menschen dort waren unter anderem auch einer unserer Vorfreiwilligen, Lukas, der ein paar Stunden später zurück nach Deutschland geflogen ist. Außerdem haben wir dort noch eine Aspirantin kennengelernt, die von Februar 2017 bis Februar 2018 in Fulda gelebt hat und daher Deutsch spricht. Mit ihr und Schwester Joanita sind wir dann am nächsten Morgen wegen unseres Visums zur Polizei gefahren. Danach haben wir uns auf dem Markt Hängematten gekauft und sind gegen 17 Uhr die Fahrt nach Juruti mit dem Hängemattenboot angetreten.

Vorstellen kann man sich das so: Es ist ein kleineres Schiff, in dem überall Haken angebracht sind, an welchen man seine Hängematten aufhängen kann. Es gab dort sogar einen Fernseher. Auch Abendessen und Frühstück wurde angeboten. Angekommen in Juruti sind wir um ca. halb neun in der Früh, was bedeutet, dass wir über Nacht gefahren sind. Ich habe die Fahrt mit dem Hängemattenboot als sehr angenehm aber auch sehr spannend empfunden, da ich mich schon besonders darauf gefreut hatte.

Die Sicht aus meiner Hängematte raus... Ausblick vom Deck des Hängemattenboots...

Auf dem Land angekommen ging es direkt weiter ins nächste Boot, dieses Mal ausnahmsweise ein Schnellboot. Damit fuhren wir dann an einem Fluss entlang durch wunderschöne Natur nach Juruti Velho.

Die Aussicht im Schnellboot...   Der erste Blick auf Juruti Velho...

An diesem Wochenende war dort das „Festival da Mandioca“ – das Fest der Kulturpflanze Mandioca. Wir haben uns am Nachmittag die Wettbewerbe angeschaut, die alle etwas mit Mandioca zu tun hatten. Abends waren dann noch Tänze und Vorführungen.

Der Festplatz...

Am nächsten Tag sind wir mit Felix, unserem anderen Vorfreiwilligen, der noch eine Woche in Juruti Velho ist, und zwei seiner Freunde ans andere Ufer zum Baden gefahren. Es war richtig idyllisch dort und man konnte schön die Seele baumeln lassen.

Generell einen ersten Eindruck zu nennen ist schwierig, da so viel Neues auf einen einprasselt und man das erst einmal verarbeiten und zuordnen muss. Was ich bis jetzt sagen kann, ist, dass es mir hier sehr gut gefällt und ich mich schon darauf freue, wenn ich mich endlich richtig mit den kontaktfreudigen Menschen hier unterhalten kann!

Viele Grüße und bis bald

Eure Anna

Das Gästehaus der Schwestern, in dem wir schlafen... Der Ausblick aus meinem Fenster...